Stellungnahme zur TV-Gelder-Verteilung
Während wir seit inzwischen über acht Monaten vor den Stadiontoren bleiben müssen, geht es in der von den Funktionären geschaffenen Parallelwelt des Fußballs mit Geisterspielen und ohne die in der im Frühjahr entdeckten und doch wieder schnell vergessenen sozialen Verantwortung einfach weiter.
Die Pandemie hat die Probleme des Profifußballs gnadenlos offengelegt. Wenn man sich an die überraschend selbstkritischen Worte einiger Vereinsvertreter aus dem Frühjahr erinnert, fragt man sich nun, nur wenige Monate später: Wo ist sie geblieben, die Solidarität und Reformbereitschaft? Was wurde aus dem "Wir haben verstanden", welches man den Kritikern an der Saisonfortsetzung öffentlichkeitswirksam entgegenhielt, um mit der Aussicht auf Besserung erstmal die TV-Einnahmen zu retten?
Dass sich am Status Quo wirklich etwas ändern könnte, haben die Vereine am 07.12. in der Hand, wenn das DFL-Präsidium beschließt, wie in Zukunft die nationalen und internationalen TV-Erlöse der DFL unter ihren 36 Mitgliederclubs aufgeteilt werden sollen. Und das für die nächsten fünf Jahre.
Es ist eine Chance für den deutschen Fußball und ein Termin mit Signalwirkung weit darüber hinaus.
Doch gerade bei unserem FC Bayern, muss man die Ernsthaftigkeit der Aussagen vom Frühjahr inzwischen leider anzweifeln. Während wir Bayernfans uns in verschiedenen Faninitiativen wie "Zukunft Profifußball" eingebracht haben und uns für konkrete, nachhaltige Konzepte einsetzen, setzt unser Verein lieber auf die altbewährten großkopferten Machtspielchen.
Aus Sicht von Karl-Heinz Rummenigge scheint es einem Affront gleichzukommen, dass sich 14 Erst- und Zweitligisten Gedanken über eine fairere TV-Gelder-Verteilung machten und diese Ideen zur Diskussion stellten. Vielleicht hat ihn aber auch nur gestört, dass der FC Bayern dabei für den Grundsatz der Solidarität etwas mehr von seinem TV-Gelder-Anteil abgeben sollte, als ihm lieb ist. Als Branchenprimus kann man sich schließlich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen.
Aber genug der Polemik. Es ist nicht das erste Mal, dass unser Club hier ein schlechtes Bild abgibt und den Eindruck erweckt, dass die großen Worte vom Frühjahr ("Solidarität ist in diesem Moment das Wichtigste, und zwar auf allen Ebenen" (K.-H. Rummenigge 16.04.2020)) halt eben nicht mehr als Worte waren, die es zu diesem Zeitpunkt gebraucht hat, um entgegen allen Widerständen aus Fan-Szenen, Gesellschaft und Politik die Saison fortzusetzen.
Die damals noch angekündigte Demut scheint zumindest an der Säbener Straße noch keinen Einzug gehalten zu haben.
Dabei sind die Forderungen/Ideen von "Zukunft Profifußball" bzw. dem Positionspapier der 14 Vereine zwar ambitioniert, sie sind aber erstens immer mit der Hoffnung auf einen attraktiveren und spannenderen, weil faireren Wettbewerb der zukünftigen Bundesliga verfasst worden und zweitens ja auch nicht in Stein gemeißelt. Die Auswirkungen der Corona-Krise sind real und man kann sich ihnen nicht verschließen. Deswegen wurde bereits bei der Ausarbeitung dieser Positionen klar die Möglichkeit einer etappenweisen Umsetzung eingeräumt, um nicht von heute auf morgen den Vereinen ihren gesamten Spielraum im Etat zu nehmen. Wichtig ist vorrangig ein klares Bekenntnis zur Zielvorgabe in fünf Jahren. Mit Reformen, die auch wirkliche Reformen sind.
Dass unser FC Bayern auf den über hundert Millionen Euro großen Startvorteil beim Fernsehgeld angewiesen ist, um auch diese Saison wieder die nationale Konkurrenz auf Abstand zu halten, ließe sich auch schlecht mit dem Narrativ des selbstbewussten "Mia san Mia" in Einklang bringen.
Solidarität ist in unserem Verständnis ein essenzieller Grundwert, der unseren Verein ausmachen sollte. Und das Fehlen von Solidarität schadet unserem Verein und denen, die sich mit ihm identifizieren.
Der Club Nr. 12 als Zusammenschluss von Fans, Unterstützern und Mitgliedern des FC Bayern fordert daher: Demut im Angesicht der momentanen Situation, Solidarität mit der Gemeinschaft der Profivereine, Mut und vor allem Wille zu wirklichen Reformen und Integrität gegenüber den Werten unseres Vereins am 07.12. und darüber hinaus.
Verschiebung der Jahreshauptversammlung des Club Nr. 12
Servus,
wir haben uns heute schweren Herzens dazu entschlossen, die diesjährige Mitgliederversammlung auf unbestimmte Zeit zu verschieben.
Wir stehen seit einigen Tagen intensiv mit dem Backstage, unserer Veranstaltungslocation, im Austausch. Wir kamen zu dem Ergebnis, dass wir angesichts der weiterhin auf hohem Niveau schwankenden Inzidenzwerte für München nicht verantworten können, unsere Mitglieder und Helfer dieser Gesundheitsgefährdung auszusetzen.
Wir hoffen, dass die Zahlen sich in den kommenden Wochen und Monaten positiv entwickeln und dann neben Stadionbesuchen auch unsere Mitgliederversammlung wieder möglich ist.
Des Weiteren fiel uns nach dem Versand der Einladungen auf, dass wir dieses Jahr eine sehr hohe Zahl an Briefrücksendungen haben. Wir können nicht ausschließen, dass dies die Beschlussfähigkeit der Versammlung negativ beeinflusst hätte.
Die betroffenen Mitglieder wurden von uns bereits per E-Mail kontaktiert.
Es tut uns leid, dass wir Euch am kommenden Sonntag nicht begrüßen können und hoffen Euch bald wieder gesund anzutreffen.
Wenn der Termin für die Mitgliederversammlung absehbar ist, werden wir Euch informieren.
Mit rot-weißen Grüßen
Club Nr. 12 Vorstandschaft
Reaktion auf die Antwort des DFB auf unseren Offenen Brief vom 16.06.2020
Nach dem Einzug ins DFB-Pokalfinale hatten wir in einem offenen Brief DFB-Präsident Fritz Keller an seine Worte erinnert, dass es "im Fußball um viel mehr als Geld" ginge und nach spanischem Vorbild eine Verlegung des Pokalfinals gefordert, bis wieder mit Fans und voller Zuschauerauslastung gespielt werden könne.
Wie blanker Hohn wirkt die Replik des DFB-Präsidenten, wenn die absolute Kompromisslosigkeit mit dem straffen Terminplan der kommenden Saison begründet wird ("Guckt euch doch mal den ganzen Kalender an"). In einem vom 30. Juni in Auftrag Fritz Kellers an den Club Nr. 12 gerichteten Brief des DFB wird erneut darauf verwiesen ("der Zeitplan bleibt straff"). In Leverkusen ist bis zum heutigen Tag kein Brief eingetroffen.
Zuletzt haben DFL und DFB den Spielbetrieb der ersten drei Ligen mit aller Gewalt wieder aufgenommen und hierzu zahlreiche englische Wochen in Kauf genommen. Gerade in der vom DFB organisierten 3. Liga wurde im Schnitt alle drei Tage gespielt. Manch ein Klubfunktionär hätte sogar tägliche Spiele in Kauf genommen. Während in den anderen großen europäischen Ligen doch noch ein paar mehr Spiele zu absolvieren sind, soll bei uns kein Platz sein, um ein Spiel zu einem späteren Zeitpunkt unterzubringen. Blanker Hohn.
Wo ein Wille, da ein Weg. Oder besser: Wo kein Wille, da kein (gemeinsamer) Weg!
Sehr schade fanden wir darüber hinaus leider auch, dass sich von der FCB AG niemand zu einer unterstützenden Äußerung genötigt fühlte. Wir wissen nicht so recht, wie wir das Schweigen des eigentlich sonst so wortgewaltigen Branchenführers einstufen sollen.
Im Zuges eines Gesprächs des Kurvenrates Leverkusen und Teilen des NK12 Vorstands mit den Verantwortlichen von Bayer 04, wurden unsere Beweggründe besprochen und durchaus verstanden. Zur Forderung einer Spielverlegung seitens Bayer 04 beim DFB kam es ebenso leider nicht.
Was bleibt ist, die Chance auf ein Finale mit den Fans im Rücken verspielt zu haben.
Club Nr. 12 München – Nordkurve12 Leverkusen – Kurvenrat Leverkusen
Offener Brief der Nordkurve 12 und des Club Nr. 12 an Fritz Keller, Präsident des DFB, bzgl. des Pokalfinals am 04.07.2020
Sehr geehrter Herr Keller,
seit einigen Wochen rollt der Ball wieder. Am 04.07. soll er nach bisherigem Willen des DFB zum letzten Mal in dieser Saison rollen. Das Pokalfinale sollte der traditionelle Abschluss und gleichzeitig der Höhepunkt der Saison sein. Ein Höhepunkt in einem gähnend leeren Stadion. Ein Höhepunkt, bei dem die Fans ein weiteres Mal ausgesperrt bleiben.
Ein Blick nach Spanien zeigt uns, welchen Stellenwert einem Pokalfinale zu Teil werden sollte. Auf Antrag der Finalisten Athletic Bilbao und Real Sociedad San Sebastián hat der spanische Fußballverband zugestimmt, das Spiel auf unbestimmte Zeit zu verschieben, bis eine Austragung MIT Fans unter VOLLER Besetzung des Stadions möglich ist. Damit verzichten die beteiligten Vereine gar auf den mit einem Pokalsieg einhergehenden Europacup-Startplatz für die nächste Saison.
Ein derartiges Risiko müssten die deutschen Finalteilnehmer bei einer Terminverlegung nicht einmal eingehen. Sowohl der FC Bayern, als auch Bayer Leverkusen sind bereits sicher für die kommende Europapokalsaison qualifiziert. Fußball ist Leidenschaft. Fußball ist Vereinsliebe. Fußball wird von Emotionen geprägt, bestimmt und gewonnen. Das Ausleben der Emotionen, die Unterstützung der Teams auswärts und zu Hause wurde den Fans durch die notwendig gewordene Saisonunterbrechung und die sich daran anschließenden Geisterspiele, die Sie selbst als Spiele ohne Seele beschrieben, genommen.
Und nun soll den Fans in ganz Deutschland auch der Höhepunkt der Saison genommen werden? Fans reisen ihrer Mannschaft zu jedem Spiel hinterher, richten teilweise ihr gesamtes Leben nach dem Verein aus und dürfen am Ende nicht beim Pokalfinale vor Ort sein? Es wäre eine Enttäuschung für viele neutrale Fußballanhänger, mehr als nur eine Enttäuschung aber für die Anhänger und Fanszenen der beiden Finalisten. Es wäre ein weiterer Schlag ins Gesicht der Fans.
Neben den Fans sind es auch die Spieler, die einen würdigen Rahmen für eines der wichtigsten Spiele ihrer Karriere verdienen. Sie haben hart dafür gekämpft bis nach Berlin zu kommen, weshalb es eine Selbstverständlichkeit sein sollte, dass sie das Spiel unter einer gebührenden Finalatmosphäre bestreiten. Ein richtiges Fußballfest gibt es allerdings nur mit Fans.
Ohne Fans sind es "Spiele ohne Seele", da sind wir absolut bei Ihnen. "Im Fußball geht es um viel mehr, als um Geld", führten Sie in Ihrem Beitrag Mitte Mai fort und unterstrichen sogleich mit der Aufforderung, dies zu leben und glaubhaft zu vermitteln. Die einzig logische und unmissverständliche Schlussfolgerung lautet: Verschiebung des Pokalfinale bis wieder eine Austragung mit Fans vor ausverkauftem Haus möglich ist!
Wir fordern Sie auf, leben Sie Ihre Worte, gehen Sie kurzfristig auf die Verantwortlichen der beteiligten Vereine zu und sprechen Sie miteinander über die spanische Lösung. Sprechen Sie mit den TV-Anstalten und Sponsoren darüber, sprechen Sie mit allen beteiligten Parteien darüber, wie konkret die Lösung für das DFB-Pokalfinale aussehen kann, sodass beide Vereine am Ende des Tages mit voller Unterstützung ihrer gesamten Anhängerschaft im Olympiastadion antreten können. Finden Sie eine Lösung, tun Sie es den Spaniern gleich!
Nordkurve 12 und Club Nr. 12